CN sexualisierte Gewalt

Es war Mitte August 94, ein paar Wochen nach meinem 16 Geburtstag. Kurz nach dem beschriebenen Hammerskins überfall. Habe lange überlegt dies zu erzählen. Diese Erinnerung zu teilen. Da besonders sexualisierte Gewalt verschwiegen wird. Da vom Schweigen nur die Täter profitieren, habe ich mich entschlossen auch diese zu teilen. ——Trigger Warnung, achtet auf euch—— Warum es wirklich stimmt, dass Mensch nicht mit Nazis reden sollte. Ja, ich war mega Jung, von zu Hause auf Konsens gepolt und wusste mega viel über nordische Mythologie und den Missbruch von Symboliken in der Nazi Szene. Ein Thema was mich immer interessieret hat. Ich war wieder auf einer Party. Auch da waren wieder Nazis. Metzger war gerade auf Bewährung aus den Gefängnis entlassen worden. Metzger war einer der eher führenden Naziköpfe in meiner Region. Er war auf Bewährung, weil er einen sehr guten Freund von mir, mit Waffen so zusammengeschlagen hat, das dieser mit Schädelbasisbruch auf Intensivstation lang. Sowie multiple Beinfrakturen. Dies führte dazu, dass er auf einem Ohr taub blieb und ein Bein kürzer war als das andere. Metzger sass auf einer typischen Bierbank Garnitur und ich setzte mich zu ihm und stellte ihn eigentlich durch mein Wissen bloss. Weil er eigentlich nichts wusste von dem was er nach aussen vertrat. Ich haben nur Fragen gestellt, auf die er aber keine Antworten hatte. Ich habe ihn maximal mit seiner eigenen Unwissenheit gereizt. Nazis haben damals, nach meiner Erfahrung, selten Frauen geschlagen, das waren nur sehr wenige Gruppierungen. Hier wurde andere Gewalt eingesetzt oder weibliche Schlägertrupps mitgebracht. Dies ist mir öfter passiert. Noch heute kommt dies sehr auf die Gruppierung an und den Kontext, wie welche Gewalt verübt wird. Besonders gegen FLINTA* Personen. Es gibt schlimmeres als Schläge! Gewalt gegen Frauen, sah halt aus, wie oft Gewalt gegen Frauen aussieht. Er ist mir später gefolgt und hat mich versucht zu vergewaltigen. Meine ganzen Beine waren Blau geschlagen. Geschafft hat er es nicht. Er hat versucht meine Beine auseinander zu drücken und ich habe mit aller Kraft dagegen gehalten. So das meine Oberschenkel grünblau waren und mein Hirn – ja, das schon schwieriger! Das war auf Überlebnsmodus gestellt. Zwei Wochen später bin ich das erste mal ins Ausland gegangen. Es sollten zwei weitere Auslandsaufhalte folgen. Total am Ende meiner Kräfte. Dies war drei Monate nach meinem sechzehnten Geburtstag. Insbesondere diese Gewalt fand und findet gar keine Stimme. Es wird geschwiegen. Auch ich schweige. Schwieg. Sie wird totgeschwiegen. Ich hatte Angst dadrüber zu reden, weil ich Angst hatte das es dann Tote gegeben hätte. Da ich mir aber nicht sicher war auf welcher Seite, schwieg ich. Juristisch. Nazis kamen eigentlich immer beim Landesgericht durch. Ich habe nie Anzeige erstattet. Die kommenden Monate waren schrecklich. Ich habe Bücherweise Tagebuch geschrieben und mich trotzdem so alleine gefühlt im Ausland. Eigentlich wollte ich nur bei meinen Freunden, meiner Familie sein. Ich wollte einfach in Ruhe leben. Gehen zu müssen ist ein schreckliches Gefühl. Mit diesen Erfahrungen alleine zu sein auch. In dieser Zeit Verfolgte ich das Geschehen aus dem Ausland und in diesem Punkt war ich froh nicht da zu sein. Wobei die Angst um meine Nächsten fast nicht zu beschreiben ist. Ich war noch Jahre danach bei einigen Menschen um die diese berechtigte Angst gross war, jedesmal überzeugt, wenn ich sie anrief, sie könnten auch tot sein und erleichtert, nahmen sie das Telefon ab. Das Gefühl ist nicht in Worte zu fassen. Es gab in diesen Monaten, in denen ich im Ausland war riesen Nazivernetzungstreffen und Wehrsportübungen, mit einer grosse Menge an Nazis aus Magdeburg, Schwerin, Rostock, Hagenow, Ludwigsburg, Hamburg und Lübeck. Die prügelten schwer bewaffnet auf meine Freunde ein. Diese versuchten sich gegen die Waffen mit Stuhlbeinen zu wehren, die sie aus unseren Linken Treffpunkt mitgenommen hatten, nachdem dieser mit Mollotowcocktails angegriffen wurde. Die Bullen kamen. 4 Stück. Sie schossen in die Luft. Ende der Geschichte. Sie gingen wieder. Dieses halbe Jahr im Ausland war glaube ich für mich das schlimmste. Ich konnte das alles nicht einsortieren und verstand diese Gewalt nicht. Dreissig Jahre später verstehe ich mehr von den Nazistrategien, die damals und auch jetzt bei den Coronanazis dahinter steckt. Damals habe ich mich von der Gewalt hinter jeder Bushaltestelle, hinter jeder Ecke nur erdrückt gefühlt. Unser Bedürfnis ist es nicht nur Gewalterlebnisse zu teilen die lähmen, sondern auch Strategien der Nazis in meinen Beobachtungen von dreissig Jahren aufzuzeigen, um antifaschistische Perspektiven zu schaffen. Was damals geschah, geschah nicht durch Zufall. Was heute passiert, passiert nicht durch Zufall. Ich Teile meine Erinerungen, weil wir hoffen wach zu rütteln, weil wir der Meinung sind, dass wir nicht weit weg davon sind, dass dies wieder möglich wird. Ich Teile diese Erinnerungen, dass wir geschlossen auf die Strassen gehen, gegen die wieder aufflammenden faschistischen Strukturen um die Coronanazis. • • •

Alerta!

Stellen wir uns zusammen das diese Gewalt, gegen FLINTA* Personen, gegen Schutzsuchende Migranten, gegen die Antifa, gegen Armutsbetroffene, poC, Obdachlose keinen Platz in unser Gesellschaft haben darf – Kein Platz für Nazis! Terfs! und LAYLA Dudes! Lasst uns nicht aufgeben, sondern Aufstehen!! Sofa war mal nett – nun raus auf die Strassen mit lauter Stimme gegen den Faschismus!

Eure Betonmaler*innen